Im Folgenden möchten wir Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Geräte und therapeutischen Maßnahmen, die Sie auf unserer Intensivstation sehen werden, sowie den prinzipiellen Tagesablauf geben.
Eine Informationsbroschüre für Angehörige über die Besuchsregelungen und die sich aus der speziellen Behandlungsumgebung ergebenden Besonderheiten auf der Intensivstation können Sie hier herunterladen oder bei uns vor Ort erhalten.
Überwachung nach größeren Eingriffen oder wegen bestehender Vorerkrankungen, die schwerwiegende Vitalfunktionsstörungen nach sich ziehen könnten, sind Gründe für eine ein- oder mehrtägige postoperative Überwachung auf der Intensivstation. Häufig wird beobachtet, dass sich bisher gut behandelte und auch zu Hause ausreichend medikamentös eingestellte Vorerkrankungen verschlimmern und die Hausmedikation aufwändig angepasst werden muss oder weitere diagnostische Kontrollen erforderlich werden. Beispiele hierfür sind Blutzuckerentgleisungen bei Diabetikern, Entgleisungen des Blutdrucks bei Hochdruckpatienten oder eine Verminderung der Urinausscheidung bei Patienten mit bereits bestehender Niereninsuffizienz. Die Grenzen zwischen Intensivüberwachung und Intensivtherapie sind hierbei häufig fließend.
Die moderne Intensivmedizin ist ohne technische Überwachungs- und Behandlungsverfahren nicht mehr vorstellbar. An jedem Bettplatz ist eine Vielzahl von technischen Geräten installiert, die Körperfunktionen messen und analysieren und so eine sichere Therapie durch Überwachung garantieren.
Alle gemessenen Werte werden in Echtzeit an einen zentralen Monitor am Stations-, sowie zum Arztstützpunkt übermittelt und in einem Patientendatensystem gespeichert.Die Überwachungsgeräte reagieren mit optischen und akustischen Signalen (Alarme) auf kleinste Veränderungen. Hierbei bedeutet ein Alarm nicht unbedingt eine Gefahr. Durch verschiedene Tonlagen und Signalfolgen können die Mitarbeiter der Intensivstation die Problemlage bereits aus der Ferne einschätzen und angemessen reagieren.
Die Geräte erhalten ihre Informationen über Sensoren, wie z.B. den ‚Fingerhut’ zur Messung des Sauerstoffgehalts im Blut, oder über Katheter, die während der Operation in Arterien oder große Venen eingeführt wurden.
Die Messung des Blutdrucks über einen arteriellen Zugang ermöglicht eine besonders genaue und ständige Überwachung des Blutdrucks. Außerdem lassen sich über diesen Weg Blutproben ohne Punktion abnehmen und der Sauerstoff- und Kohlendioxidgehalt im Blut sehr genau bestimmen.Wenn Ihnen ein zentraler Venenkatheter (ZVK), meistens an der rechten Halsseite, gelegt wurde, ist eine genaue Auswertung des Wasser- und Flüssigkeitshaushalts möglich.
Bei akuten lebensbedrohlichen Erkrankungen, nach schweren Unfällen, nach Wiederbelebungen, sowie bei schwer wiegenden Störungen von einem oder mehreren Organsystemen bei operierten Patienten wird die Behandlung zur Aufrechterhaltung von Atmung, Herz- und Kreislauffunktion, Stoffwechsel-Gleichgewicht, Blut- und Blutgerinnungsbereich auf der Intensivstation durchgeführt.Die Intensität der erweiterten Intensivüberwachung reicht vom normal gemessenen Blutdruck und der Aufzeichnung der Herzfrequenz sowie der Messung des Sauerstoffgehalts im Blut bis hin zur Überwachung über einen in das Gefäßsystem eingeschwemmten Messkatheters (PiCCo).Bei Ausfall oder schwerwiegender Funktionsstörung der Nieren wird auf der Station die Hämodialyse oder Hämofiltration (Blutwäsche) durchgeführt.
Eine künstliche Beatmung wird dann angewandt, wenn die Spontanatmung ausfällt oder unzureichend wird. Dies kann unter anderem in Narkose, bei Vergiftungen, Kreislaufstillständen, neurologischen Erkrankungen oder Kopfverletzungen auftreten. Bei einer Lähmung der Atemmuskulatur aufgrund von Rückenmarksläsionen oder der Wirkung von Medikamenten kann eine kurzfristige Beatmung ebenfalls erforderliche sein. Eine Reihe von Lungenerkrankungen oder Thoraxverletzungen sowie Herzkrankheiten, Schock und Sepsis können ebenfalls eine Beatmung erforderlich machen. Hierdurch wird erreicht, dass der Körper in der krankheitsbedingten Belastungssituation besser mit Sauerstoff versorgt wird, sich die Atemluft besser in der Lunge verteilt und auch die verbrauchte Luft (Kohlendioxid) besser entfernt wird. Ferner besteht die Möglichkeit, die Lunge von Sekreten und Schleim zu säubern. Dies führen wir meist durch eine Endoskopie der Atemwege durch (Bronchoskopie).
Nach großen Operationen werden Patienten bei Bedarf auf der Intensivstation weiter beatmet, bis ihre Körpertemperatur und wichtige Körperfunktionen wieder in einem stabilen Gleichgewicht sind. Während dieser Nachbeatmungsphase wird die Narkose fortgesetzt. Der Patient bleibt solange im schlafähnlichen Zustand.
Abhängig von der klinischen Situation kann die Beatmung über kurze Zeit, aber auch über Monate hinweg fortgeführt werden. Während die Rückkehr zur Spontanatmung in der Routine-Narkose selten ein Problem darstellt, ist die Entwöhnung eines Intensivpatienten nach längerer Beatmungsdauer („Weaning“) ein anspruchsvoller und häufig schwieriger Prozess, der Tage oder Wochen in Anspruch nehmen kann.
Die Intensivstation der Klinik für Anästhesie und operative Intensivmedizin ist mit modernster Beatmungstechnik ausgestattet und in der Lage, viele beatmete Patienten gleichzeitig versorgen zu können. Die modernen Beatmungsgeräte können sehr gut auf die individuellen Bedürfnisse des einzelnen Patienten eingestellt werden und ermöglichen es, ihn bei der Atemarbeit zu unterstützen oder – falls erforderlich - ganz zu entlasten.
Beatmete Patienten haben immer eine speziell geschulte Pflegekraft in ihrer Nähe, die die Bedürfnisse der Patienten und die besondere Situation genau kennt und angemessen und einfühlsam reagiert.Bei notwenigen Langzeitbeatmungen führen wir gegebenenfalls einen Luftröhrenschnitt (Tracheotomie) vor Ort auf unserer Station durch.
Schmerzbekämpfung ist ein sehr wichtiges Element der intensivmedizinischen Therapie. Bei fast jedem Kontakt zwischen Patient und Pflegekräften oder Ärzten werden Sie nach ihrer aktuellen Schmerzsituation gefragt. Der Hintergrund ist, dass Schmerzen z.B. bei der physikalischen Atemtherapie den Therapieerfolg stark einschränken oder sogar verhindern können. Außerdem lassen sich aus einem Schmerzmuster Rückschlüsse auf den Heilungserfolg oder mögliche Komplikationen ziehen. Die Patienten geben die Intensität ihrer Schmerzen meist auf einer Skala an, die von 0 (keine Schmerzen) bis 10 (stärkster vorstellbarer Schmerz) reicht.
In der modernen Intensivmedizin ist mit einer Vielzahl von Möglichkeiten der Schmerzlinderung meist eine sehr effektive Schmerzbekämpfung möglich. Zur Verfügung stehen Schmerzmedikamente auf Opiatbasis (Morphin und moderne Derivate), Nicht-Opioide (Paracetamol, Acetylsalicylsäure, Diclofenac, Novaminsulfon etc.) und viele weitere Substanzgruppen. Diese werden in einem auf den Patienten genau angepassten Muster gegeben. Auch die Art der Medikamentengabe spiegelt die breiten Möglichkeiten der schmerztherapeutischen Behandlung wieder. So werden vor großen thorax- und bauchchirurgischen Eingriffen bevorzugt rückenmarksnahe Schmerzkatheter (Periduralkatheter, PDK) gelegt, die eine sehr gute Analgesie (Schmerzausschaltung) bewirken. Es sind auch spezielle, mit verschiedenen Schmerzmitteln bestückte Infusionspumpen verfügbar, mit denen der Patient selbstständig auf Knopfdruck eine Schmerzmedikation erhalten kann.
Bei notwendiger Beatmung im Rahmen sehr schweren Erkrankungen kann es ferner erforderlich sein, parallel zur Schmerztherapie eine Bewusstlosigkeit, wie bei einer Narkose, für eine bestimmte Zeit aufrecht zu erhalten. Ziele sind hierbei unter anderem die Herbeiführung einer Toleranz gegenüber den Therapiemaßnahmen oder die Abschirmung des Patienten gegenüber dem enormen Stresseinfluss, den die Erkrankung auf den Körper und die Psyche ausübt.
Bestimmte Medikamente, z.B. zur Blutverdünnung, zur Behandlung von Diabetes (Insulin) oder Medikamente zur Herzkraftsteigerung, werden genau dosiert über sogenannte Spritzenpumpen und Infusionsleitungen in die Venen abgegeben.
Über eine Vielzahl von verschiedenen Infusionslösungen können z.B. Störungen der Blutsalze (Kalium und Natrium) und des Blutzuckers genauestens ausgeglichen werden. Infusionen werden über sog. Infusomaten (Infusionspumpen) gegeben, die die Menge und die Geschwindigkeit der Infusion kontrollieren.
Die meisten Schwerkranken können oder dürfen nichts essen. Dies trifft vor allem nach Operationen an den Verdauungsorganen zu, wenn z.B. Nähte am Darm oder Magen zunächst vor Druck geschützt werden müssen. Jeder Mensch besitzt eine Energiereserve, die eine künstliche Ernährung nicht sofort notwendig macht.
Muss die Ernährung künstlich sichergestellt werden, kann dies durch Infusionen oder das Eingeben von speziellen Nährlösungen über eine Magensonde erfolgen.
Die Ernährung über die Infusion (parenterale Ernährung) wird über einen speziellen zentralvenösen Venenzugang (ZVK) direkt ins Blut gegeben.
Im Zuge der Genesung wird die normale Ernährungsweise schrittweise wieder aufgebaut. Hierfür steht eine Vielzahl unterschiedlichster Kostformen zur Verfügung.
Gemeinsam mit der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirugie verfolgt die Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin neue Ernährungskonzepte bei einer wachsenden Anzahl von bauchchirurgischen Eingriffen, die postoperativ einen sehr raschen Nahrungsaufbau zulassen. Es handelt sich um das ‚FastTrack-Prinzip’, das aus den Komponenten Chirurgische Operationstechnik, Schmerztherapie, Ernährung und Mobilisierung besteht, und einen deutlich verkürzten Krankenhausaufenthalt durch optimierte Behandlungspfade bewirken kann.
Drainagen und Katheter werden bei fast jeder Operation benötigt, um Flüssigkeitsansammlungen aus dem Körperinneren nach außen zu transportieren.
Ein häufiger Einsatz ist ein Urinkatheter (Dauerkatheter, DK), der sowohl durch die Harnröhre, als auch durch die Bauchdecke in die Blase eingelegt werden kann. Der Urin kann danach frei ablaufen und wird in einem Behälter gesammelt was mehrere Vorteile hat. Unter anderem ist so eine genaue Messung der Leistungsfähigkeit der Nieren möglich und zwar sowohl durch Beobachtung der Ausscheidungsmenge, als auch durch Laboruntersuchungen des Urins (Urinelektrolyte). Zudem wird die Einhaltung einer eventuell notwendigen Bettruhe erleichtert.Möglicherweise verspüren Sie einen leichten Druck im Bereich der Blase, als müssten Sie auf die Toilette. Dies ist durch einen kleinen, aufblasbaren Ballon am Katheterende bedingt, der die Harnblasenwand reizt. Dieses Missempfinden gibt sich nach einigen Stunden.
Wunddrainagen („Redon“) werden bei fast jeder Operation vom Operateur angelegt. Sie ermöglichen das Ablaufen von Wundsekret und Blutergüssen. In den Flaschen herrscht ein leichter Unterdruck vor, der nachlaufendes Blut oder Erguss im Wundgebiet ansaugt. Aus der Inhaltsmenge kann auf Blutungskomplikationen geschlossen werden.Nach Bauchoperationen werden großlumige Wunddrainagen eingelegt, die ein Ablaufen von Entzündungssekreten oder Spülflüssigkeit ermöglichen.
Meist werden die Drainagen zwischen einem und drei Tagen nach der Operation entfernt. Zur körperlichen Versorgung eines Intensivpatienten gehört auch, ihm bei den Ausscheidungsfunktionen behilflich zu sein.
Schamgefühle spielen erfahrungsgemäß meist für den Gesunden eine wesentlich größere Rolle als für den kranken Patienten. Unsere Pflegekräfte werden zu jeder Zeit die Wahrung Ihrer Intimsphäre und Ihrer Schamgefühle sicherstellen. Hierzu gehört selbstverständlich auch die Abschirmung gegenüber Ihren Angehörigen.
Wir sind in der Lage, bestimmte Organfunktionen, deren Funktion durch die Erkrankung gestört oder gänzlich ausgefallen sind, zeitweise zu ersetzten. Dies betrifft meist die Nierenfunktion durch Einsatz einer Dialyse oder Hämofiltration. Bei erforderlich werdenden Nierenersatzverfahren arbeitet die Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin eng mit der Klinik für Innere Medizin zusammen und führt eine tägliche nephrologische Visite für die betroffenen Patienten durch.
Im Rahmen der modernen Intensivmedizin sind wir zudem in der Lage, bei unzureichender Lungenfunktion neben einer notwendigen Beatmung eine gezielte Entfernung von Kohlendioxid aus dem Blutkkreislauf über eine extrakorporale Absorption bzw. eine Sauerstoffanreicherung des Blutes organunterstützend durchzuführen.
Der medizinische Stationstag beginnt für Sie gegen 07:45 Uhr mit einer Morgenvisite. Hierbei übergibt der Dienstarzt der vergangenen Nacht den Kollegen der Tagschicht und dem Stationsoberarzt die Grundlagen und Besonderheiten Ihres Krankheitsverlaufs. Gemeinsam werden Ihre Vitalparameter (EKG, Ausscheidung, Wundverhältnisse nach der Operation etc.) und Laborwerte analysiert und die Behandlungsschwerpunkte für den Tag festgelegt.
Im Verlauf des Vormittags (09:00-11:00 Uhr) werden Sie vom Stationsarzt untersucht und anschließend gegebenenfalls bereits auf eine normale Pflegestation verlegt. In diesem Zeitraum finden meist auch weitere Visiten mit den behandelnden Chefärzten oder deren Vertretern statt.Patienten, die länger auf der Intensivstation behandelt werden müssen, erhalten nun weitere Untersuchungen (z.B. Röntgenuntersuchung, Ultraschall, Punktionen ...), wenn diese notwendig sind.
Die meisten Zugänge auf die Station aus dem Operationsbereich erwarten wir am späten Vormittag und um die Mittagszeit.
Während des Vor- und Nachmittages werden Sie zudem krankengymnastisch und physiotherapeutisch behandelt. Zudem finden ganztägig pflegerische Tätigkeiten wie Betten, Waschen, Wundpflege oder Hilfe bei der Nahrungsaufnahme statt.
Der Dienstarzt der kommenden Nacht untersucht Sie im Rahmen der abendlichen Visite zwischen 18:00 und 21:00 Uhr ein weiteres Mal und kontrolliert Ihren gesundheitlichen Fortschritt.
Sie haben jederzeit Gelegenheit, mit dem Stationsarzt Kontakt aufzunehmen um Fragen oder Sorgen im gemeinsamen Gespräch zu klären.Wenn Sie es wünschen, erläutern wir auch gerne Ihren Angehörigen Ihren derzeitigen Gesundheitszustand. Die Auskünfte an Angehörige unterliegen grundsätzlich der Autorisierung durch den Patienten, soweit diese einholbar ist.