Angeboten werden alle in der Viszeralchirurgie etablierten Operationsverfahren, vor allem Cholezystektomie, Appendektomie, Herniotomie, Fundoplicatio, Resektionen bei benignen Dünn- und Dickdarmerkrankungen (Sigmadivertikulitis), Adipositaschirugie.
Malignome (bösartige Erkrankungen) werden nach den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie in der Regel offen operiert, in geeigneten Fällen auch minimal-invasiv. Bei stadienadaptierter minimal-invasiver Versorgung (Schlüsselloch-Chirurgie) werden unsere Patienten im Rahmen von Qualitätssicherungsprogrammen nachgesorgt.
Die minimal-invasive Chirurgie (MIC, "Schlüsselloch-Chirurgie") wurde, ursprünglich aus der Frauenheilkunde kommend, in den letzten 20 Jahren rasant in die Chirurgie eingeführt.
Ihr Konzept ist, mit einem kleinen Zugang in den Bauch (oder Brustraum etc.) unter Videohilfe zu operieren und so nur kleine äußerliche Narben zu hinterlassen. Dabei sollte außerdem das „Operationstrauma“, d.h. die Gewebeschädigung, die Ausschüttung von Schmerz- und Entzündungssubstanzen und der Blutverlust, minimiert werden.
In Esslingen hat die MIC eine langjährige Tradition: Sie wurde durch Herrn Prof. Peter Mattes zu Beginn der neunziger Jahre eingeführt und kontinuierlich zu einem überregional anerkannten Schwerpunkt ausgebaut. Das Behandlungsspektrum wird in einem leistungsfähigen Team, immer angepasst an die individuelle Patientensituation, kontinuierlich ausgebaut und erweitert. Eine hochmoderne 3-D-Video-Einrichtung ermöglicht den Operateuren die Durchführung komplexer viszeralchirugischer Operationen mit exzellenter Detailübersicht. Ergänzt wird dieses innovative Verfahren durch die moderne, sehr gewebeschonende Ultraschallpräparation. Insbesondere bei Refluxerkrankungen und bei Dickdarmerkrankungen wurden Operationen in Esslingen bereits minimal-invasiv angeboten, während sie in der Mehrzahl deutscher Kliniken noch offen durchgeführt wurden. Mittlerweile ist im Klinikum ein interdisziplinäres Zentrum für minimal-invasive Chirurgie etabliert.
Im Operationssaal wird in Vollnarkose zunächst die Bauchhöhle kuppelförmig wie ein Zelt mit sterilem Kohlendioxid aufgefüllt, dann im Nabelbereich eine hochauflösende Videokamera eingeführt und unter Videosicht über kleine Arbeitskanäle die Instrumente eingebracht, mit denen das entsprechende Organ operiert wird. Der Operateur und sein Team verfolgen den Verlauf der Operation auf dem Bildschirm, die Nähe und der Winkel der Kamera zum OP-Feld bestimmen den Ausschnitt (Zoom-Funktion).
Das Verfahren hat neben kosmetischen Aspekten, kleiner unauffälliger Narben, weitere Vorteile: weniger Schmerzen, schnellere Genesung, kürzere Krankenhauszeit und damit schnellere Rückkehr zum Arbeitsplatz.
Dem stehen mögliche Nachteile gegenüber: höherer technischer Aufwand, längere Operationszeiten, weniger Übersicht und mitunter weniger direkte Eingriffsmöglichkeiten während der Operation.
Die zunehmende Erfahrung in den letzten Jahren mit Standardisierung der Eingriffe und Verbesserung der Instrumente hat die MIC zu einem sicheren Verfahren in der Hand des geübten Chirurgen werden lassen.
Am Beispiel der Gallenblasenentfernung ließ sich zeigen, dass die endoskopische Gallenblasenentfernung ebenso sicher durchführbar ist wie die konventionelle Gallenblasenentfernung. In Esslingen werden mittlerweile über 90 Prozent aller Gallenblasenentfernungen minimal-invasiv durchgeführt. Die meisten Patienten sind erstaunt, wie wenig sie nach einer Gallenblasenentfernung oder Leistenbruchoperation von den Operationsfolgen spüren. Es konnte gemessen werden, dass die Ausschüttung von Schmerzsubstanzen und die subjektive Empfindung von Schmerzen bei einer MIC-Operation deutlich geringer ist als bei der herkömmlichen Gallenblasenentfernung.
Trotzdem gilt nach wie vor, dass immer die Möglichkeit zum „Umstieg“ vom MIC-Verfahren auf das herkömmliche Verfahren während der Operation gegeben sein muss und dies auch vorher mit dem Patienten so besprochen wird, denn es können sich Schwierigkeiten während der Operation ergeben (Blutungen, Unübersichtlichkeit, Verwachsungen), die ein offenes Vorgehen erforderlich machen.
Nicht eingesetzt wird die MIC in der Regel in folgenden Situationen: Hohes Herz-Lungen-Risiko, Infektion der Bauchdecke/Bauchhöhle, Gerinnungsstörungen, erhebliche Verwachsungen im Bauchraum, komplexe Mehrbereichserkrankungen und Schwangerschaft (letztes Drittel).
Bei Krebserkrankungen wird die MIC zunehmend häufiger eingesetzt. In geübter Hand kann bei richtiger Patientenauswahl ein ebenso gutes Ergebnis erzielt werden wie bei einer offenen Operation. Hierzu existieren Empfehlungen der Fachgesellschaften.
In folgenden Operationsbereichen wird in spezialisierten Zentren endoskopisch operiert: Bauchchirurgie: Gallenblasenentfernung (am häufigsten), Bruchoperation (hier meistens Leiste oder Narbenregion mit Einlage eines Kunststoffnetzes), Blinddarmentfernung, Magen- und Dickdarmeingriffe, Beckenbodenchirurgie, Fundoplicatio, adipositaschirurgische Operationen, Milzentfernung, Nebennierentumor-Entfernung, in ausgesuchten Fällen auch Operationen an Leber und Bauchspeicheldrüse.
Die Kosten der MIC sind in den meisten Bereichen durch den Einsatz aufwendiger Technik und Verwendung von Einmalartikeln bislang meistens noch höher als bei den herkömmlichen Operationsverfahren, jedoch werden zunehmend mehr die verkürzte Liegezeit und die frühe Herstellung der Arbeitsfähigkeit mit in Betracht gezogen, die eindeutig für die MIC sprechen.