Ein Schwerpunkt unserer Klinik ist die Behandlung von Bauchspeicheldrüsenerkrankungen, insbesondere der Bauchspeicheldrüsenentzündung und der Bauchspeicheldrüsen-Tumoren.
Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) liegt im Oberbauch in zentraler Lage mit enger anatomischer Verbindung zur Leber, zur Hauptschlagader, zur Milz und zur Aufhängung des Dünndarms (Mesenterium). Sie besitzt im Wesentlichen zwei Funktionen, zum einen die Produktion von Pankreassaft (exokrine Funktion), der über einen zarten Gang in den Zwölffingerdarm abgegeben wird, zum anderen die Produktion des Hormons Insulin, das den Blutzuckerspiegel regelt (endokrine Funktion).
Wesentliche anatomische Bedeutung hat der mitunter anzutreffende gemeinsame Verlauf von Gallengang- und Bauchspeicheldrüsengang mit gemeinsamer Mündung im Zwölffingerdarm (Papille). Hierdurch wird erklärbar, dass ein Gallenstein, der den Bauchspeicheldrüsengang und den Gallengang verstopft, eine schwere Bauchspeicheldrüsenentzündung auslösen kann.
Hierdurch erklärt sich auch, dass beispielsweise eine tumoröse Einengung des Gallengangs einen Gallestau mit Gelbsucht (Ikterus) hervorrufen kann. Der Bauchspeicheldrüsensaft kann bei einem entzündlichen Krankheitsprozesses bereits in der Bauchspeicheldrüse aktiviert werden und so das schwere Krankheitsbild der Bauchspeicheldrüsenentzündung mit Gewebeauflösung (nekrotisierende Pankreatitis) hervorrufen. Ein zweiter wesentlicher Auslöser der Pankreatitis ist der Genuss von Alkohol durch eine direkte schädigende Wirkung auf die Pankreaszellen.
Klinische Zeichen der Bauchspeicheldrüsenentzündung sind der gürtelförmige Oberbauchschmerz, jedoch auch Gewichtsverlust, Erbrechen, Gelbsucht (Ikterus). In der Laboruntersuchung ist die Lipase im Blut erhöht. Diagnostisch eingesetzt werden die Oberbauchsonographie, die Computertomographie, die endoskopische Gallengangdarstellung (ERCP) oder die Darstellung durch MRT (MRCP/Radiologie) mit der Möglichkeit der Probenentnahme.
Manchmal ist die Unterscheidung zwischen einer entzündlichen und einer bösartigen Vergrößerung des Bauchspeicheldrüsenkopfes nur durch eine Operation zu klären. Die Behandlungsverfahren bei der Bauchspeicheldrüsenentzündung reichen von einer Infusionsbehandlung und stationären Beobachtung bei der leichten (ödematösen) Form bis hin zur Intensivtherapie mit Ausräumung von aufgelösten Bauchspeicheldrüsenanteilen und Spülbehandlung des Bauches bei der schweren nekrotisierenden Form.
Bei Spätfolgen einer Bauchspeicheldrüsenerkrankung können je nach Krankheitsbild verschiedene Operationsverfahren zur Anwendung kommen: Liegt ein entzündlich verdickter Bauchspeicheldrüsenkopf vor, der zu Schmerzen und eingeschränkter Nahrungsaufnahme führt, so kann eine operative Entfernung ähnlich einer Tumoroperation (OP nach Kausch-Whipple, s.u.) durchgeführt werden. Steht die Bildung von Flüssigkeitsansammlungen (Pseudozysten) im Vordergrund, so besteht die Möglichkeit der operativen Ableitung des Zysteninhaltes in den Dünndarm (Zystojejunostomie).
Besteht der Verdacht auf eine bösartige Wucherung im Bereich der Bauchspeicheldrüse (Pankreaskarzinom), so ist nach Durchführung der bildgebenden Untersuchungsverfahren eine Operation in der Regel nicht zu umgehen.
Lässt sich der Tumor entfernen, so wird in unserer Klinik die „Pyloruserhaltende partielle Duodenopankreatektomie nach Kausch-Whipple“ durchgeführt. Hierbei werden Kopf und Körper der Bauchspeicheldrüse sowie der Zwölffingerdarm entfernt. Es werden drei Nahtverbindungen mit einer Dünndarmschlinge hergestellt, eine mit der Bauchspeicheldrüse, eine mit dem Gallengang und eine mit dem Magen. Zusätzlich werden die entsprechenden Lymphknotenabschnitte mit entfernt. Eine Nahrungsaufnahme ist in der Regel nach 5 Tagen wieder möglich. Eine Krankenhausentlassung ist nach ca. 14 Tagen bei komplikationsfreiem Verlauf möglich.
Selten kommen nach Anwendung dieses Operationsverfahrens die Entwicklung einer Nahtundichtigkeit am Bauchspeicheldrüsenschwanz (Pankreasfistel) oder eine verzögerte Magenentleerung vor, die den Krankenhausaufenthalt verlängern können. Der Wert einer zusätzlichen (adjuvanten) Chemo- und oder Strahlentherapie nach operativer Entfernung eines Bauchspeicheldrüsenkrebses ist nicht abschließend geklärt und wird derzeit in Studien untersucht. Sie kann auf Wunsch und nach eingehender Aufklärung durch unsere Klinik eingeleitet werden.
Die von uns angebotene Nachsorge orientiert sich an der Behandlung funktioneller Folgen des Operationsverfahrens (Verdauungsstörungen, Diabetes).