Im Bereich des Enddarmes kann eine Reihe von Erkrankungen vorkommen, deren Lehre man als „Proktologie“ bezeichnet. Diese Enddarmleiden finden sich im Analkanal. Unter dem Analkanal versteht man den Abschluss des Darmes gegenüber der Haut, der durch den Schließmuskel funktionell sichergestellt wird. In diesem Gebiet finden sich verschiedene Erkrankungen, die sich in der Regel durch Juckreiz, Fremdkörpergefühl, Blutung und Schmerzen zeigen und der körperlichen Untersuchung (Finger) leicht zugänglich sind.
Weiterführende Untersuchungen sind die Messung des Schließmuskeldruckes (Analmanometrie), die Spiegelung (Proktorektoskopie) sowie die Durchführung weiterer bildgebender Verfahren (Becken-Computertomografie und Kernspintomografie). Proktologische Untersuchungen und kleinere chirurgische Maßnahmen werden ambulant in unserer Klinik durchgeführt (Ambulantes OP-Zentrum) und über die proktologische Sprechstunde nachgesorgt.
Hämorrhoiden sind gestaute Venengeflechte, die im Analkanal normalerweise einen kissenförmigen Verschluss bilden und die Schließmuskelfunktion so verstärken. Hämorrhoidalkissen sind daher normal.
Krankhaft vergrößerte Hämorrhoiden werden in 4 Grade eingeteilt, wobei Grad 1 und 2 in der Regel durch Zäpfchen und Stuhlregulation sowie Dehnung des Schließmuskels konservativ (ohne Operation) behandelt werden können. Bei Hämorrhoiden Grad 2 kommt eine Verödung durch Sklerosierung oder Gummibänder zum Einsatz. Hämorrhoiden Grad 3 und 4 werden in der Regel operativ in Narkose oder in Rückenmarksbetäubung behandelt. Hier bieten sich verschiedene funktionserhaltende Maßnahmen an (Verfahren nach Parks oder Miligan-Morgan oder Longo), die im Einzelnen mit unseren Patienten besprochen werden.
Marisken sind schmerzfreie, weiche Hautfalten und -läppchen im Bereich des Afters. In der Regel sind sie als Endzustand einer Hämorrhoidalthrombose zu sehen. Im Unterschied zu Hämorrhoiden füllen sich Marisken beim Pressen nicht mit Blut. Marisken bedürfen dann einer Therapie, wenn sie die Analhygiene erschweren und nachfolgend zu Juckreiz und Ekzemen führen.
Unter Fissuren versteht man sehr schmerzhafte kleine Schleimhauteinrisse mit einer typischerweise davor gelegenen Vorpostenfalte (Mariske), die operativ entfernt werden können. Immer schließt sich eine Stuhlregulation, Schließmuskeldehnung und Ernährungsberatung an.
Unter einer Analfistel versteht man eine entzündliche Gangbildung, ausgehend von den Drüsenausführungsgängen im Analkanal im Sinne einer „Rückstauentzündung“. Diese Entzündung kann einige Zeit unbemerkt bleiben und sich schließlich in einem Abszess um den Anus herum äußern. Dieser Perianalabszess ist in der Regel durch eine Notfalloperation zu entlasten und heilt unter offener Wundbehandlung und ambulanter Kontrolle über mehrere Wochen hinweg aus.
Eine zugrunde liegende Analfistel wird zunächst mit einem feinen Gummizügel versorgt, um dann nach ca. 3 Monaten mit äußerst geringer Gefahr einer Schließmuskelverletzung eine endgültige Sanierung durchführen zu können.
Zur Darstellung der Ausdehnung des Abszesses kann, insbesondere bei komplexen und wiederkehrenden Analfisteln, gelegentlich die Durchführung einer Kernspintomografie des Beckens hilfreich sein.
Bösartige Tumoren können sich am Analrand und im Analkanal bilden und sind eher mit der Haut als mit der Darmschleimhaut verwandt. Daher ist das Behandlungsverfahren in der Regel auch nicht die Operation, sondern eine Kombination aus Bestrahlung und Chemotherapie (Radiochemotherapie).
Lediglich kleine bösartige Wucherungen im Bereich des Analrandes können mit ausreichendem Sicherheitsabstand zum Schließmuskel operativ entfernt werden. Durch eine Radiochemotherapie kann in den meisten Fällen die Anlage eines künstlichen Darmausganges verhindert werden. Diese Behandlungsform kann durch unsere Klinik in enger Absprache mit den Kollegen der Strahlentherapie und der Onkologie eingeleitet werden (Nachbehandlung).
Unter einer Stuhlinkontinenz versteht man den Verlust der Fähigkeit, den Darminhalt gezielt halten zu können. Besteht keine Kontinenz für Winde, so wird dies als Windinkontinenz bezeichnet.
Die häufigsten Ursachen sind altersbedingter Muskelabbau oder ein Dammriss bei der Geburt mit Verlust der Spannung des inneren Schließmuskels, häufig kombiniert mit einem Nachlassen der Spannung des Beckenbodens. Hier kann zunächst eine Besserung durch ein gezieltes Beckenbodentraining versucht werden. In der Ursachenabklärung, die eine Darmspiegelung, ein bildgebendes Verfahren der Stuhlentleerung (Defäkogramm), eine Schließmuskeldruckmessung und konsiliarische Zusatzuntersuchungen (Gynäkologie, Urologie) umfassen, kann ein geeignetes Behandlungsverfahren geplant werden.
Operativ werden die Anhebung des Beckenbodens sowie die Fixierung des unteren Darmabschnittes (Rektopexie) durchgeführt, in sehr seltenen Fällen ist jedoch die Anlage eines künstlichen Darmausganges nicht zu umgehen.
Bei Vorliegen einer Ausdünnung der Rektumwand mit Vorwölbung (sog. Rektozele) und Stuhlentleerungsstörungen kann der betroffene Darmabschnitt durch den After entfernt werden, ein Bauchschnitt ist hierbei nicht erforderlich.
Durch ein spezielles, rundes Nahtgerät werden die ausgestülpten Anteile der Darmwand entfernt, der verbleibende Darm gerafft und so eine bessere Entleerungssituation geschaffen (S.T.A.R.R: Stapled Trans Anal Rectal Resection).