Kernstücke der invasiven Kardiologie und Angiologie am Klinikum Esslingen sind die drei modernen Herzkatheterlabore. Hier wurden seit dem Beginn der Tätigkeiten 1998 über 60.000 Patienten untersucht bzw. behandelt. Zu Beginn waren einfache Katheteruntersuchungen und Behandlungen insbesondere der Herzkranzgefäße Schwerpunkt der Aktivitäten, später wurden all modernen Therapieverfahren der Koronarangioplastie (PCI) etabliert. Von unbehandelten Metallstents und medikamentös beschichtete Stents bis zu neuen resorbierbaren Stents (Scaffolds) werden alle Stentsysteme implantiert.
Weiter besteht in der Behandlung die Möglichkeit schwer verkalkte Gefäßregionen auszufräsen (Rotablation) und insbesondere erneute (Rezidiv-) Stenosen mit neuartig beschichteten oder auch selbstschneidenden („cutting ballons“) Ballonen zu behandeln. Somit sind alle modernen Therapieverfahren auch bei komplexen Erkrankungen der Herzkranzgefäße verfügbar, Herzbypassoperationen in vielen Fällen vermeidbar. Seit 1999 verfügt der Funktionsbereich über eine 24h Rufbereitschaft, sodass in Notfallsituationen rund um die Uhr und auch an Wochenenden und Feiertagen Behandlungen durchgeführt werden. Darüber hinaus stehen wir auch in eng vernetzter Zusammenarbeit mit der Sana–Herzchirurgie in Stuttgart, regelmäßige gegenseitige Konsultationen („heart team“) finden seit vielen Jahren statt.
Neben der Behandlung von Gefäßen des Herzens werden auch alle weiteren Gefäßabschnitte des arteriellen und venösen Kreislaufsystems mit Kathetertechnik behandelt. Seit dem Jahr 2000 werden alle Herzschrittmacherimplantationen mit sehr gutem Erfolg an unseren strahlungsarmen Katheteranlagen implantiert. Weiter werden strukturelle Herzerkrankungen, wie Herzklappenstenosen (Aorten- und Mitralklappenstenosen) mit Ballonerweiterungen (Valvuloplastie) , Mitralklappeninsuffizienzen (-undichtigkeiten; Stichwort: Mitra-clip) , anlagebedingte oder erworbene Lücken an den Herzscheidewänden (PFO, ASD, VSD) interventionell behandelt. Seit mitterweilen zwei Jahren werden darüber hinaus bei Patienten mit erhöhtem Risiko für Schlaganfälle oder Blutungen und besonderer Konstellation (nichtvalvuläres Vorhofflimmern) Verschlüsse des sogenannten „Herzohres“ (LAA) durchgeführt. Diese machen dann eine Behandlung mit Antikoagulantien (z.B.Marcumar) überflüssig.Etabliert wurde in der Vergangenheit auch die Möglichkeit elektrophysiologischer Untersuchungen und Behandlungen. Hier wurden in den vergangenen Jahren bis zu 250 Ablationen bei Vorhofflimmer-Patienten pro Jahr mit gutem Erfolg durchgeführt.Genauere Beschreibungen der Untersuchungs- und Behandlungsverfahren finden Sie in den Teilgebietsbeschreibungen.
Ein Herzinfarkt wird durch einen akuten Verschluss einer Herzkranzarterie ausgelöst.
Die beste Therapie zur Behandlung eines akuten Herzinfarktes besteht heute in der schnellstmöglichen Wiedereröffnung des Gefäßes durch eine Aufdehnung mit Ballonkatheter und Stentimplantation. Dadurch kann der Schaden am Herzmuskel begrenzt, die Überlebenschance erhöht und die Lebenserwartung nach dem Infarkt verbessert werden. Dazu ist ein möglichst schneller Eingriff in einem Herzkatheterlabor notwendig.
Aus diesem Grund steht unser Herzkatheterlabor mit einer 24-Stunden-Bereitschaft Tag und Nacht für unsere Patienten zur Verfügung. Bei Auftreten von Komplikationen im Rahmen des Herzinfarktes stehen moderne intensivmedizinische Methoden, z.B. der Einsatz einer intraaortalen Gegenpulsationspumpe zur Verfügung.
Bei Herzklappenerkrankungen handelt es sich in der Regel um eine Störung der Ventilfunktion durch Verengung (Stenose) bzw. Undichtigkeit (Insuffizienz) oder aber um eine Entzündung der Klappe.
Im Rahmen der diagnostischen Klärung einer Herzklappenerkrankung kommt dem Herz-ultraschall (inklusive 3-D-Echokardiographie) besondere Bedeutung zu. Sollte sich eine operationsbedürftige Herzklappenerkrankung bestätigen, ist in den meisten Fällen auch eine Herzkatheteruntersuchung notwendig. Ferner erfolgt durch uns die erforderliche begleitende präoperative Diagnostik und die Anmeldung zur Operation.
In den letzten Jahren hat die interventionelle Therapie der Aortenklappenimplantation bei hochgradiger Aortenstenose sowie der Mitralklappenintervention mittels Clipping bei hochgradiger Mitralklappeninsuffizienz an Bedeutung gewonnen. Diese Verfahren werden entsprechend der Leitlinien insbesondere für ältere Patienten angeboten.
Bei der HOCM handelt es sich um eine krankhafte Verdickung des Herzmuskels im Bereich des Auswurftraktes der linken Herzkammer. Dadurch ist der Blutauswurf aus dem Herzen behindert und es kann zu Auswirkungen auf den Kreislauf und im schlimmsten Fall zu einem plötzlichen Herztod kommen.
Eine Möglichkeit der Therapie ist es ein gezielter Verschluss ganz bestimmter Herzkranzgefäße durch Kathetertechniken. Durch diesen kontrollierten Herzinfarkt kommt es zum Absterben des krankhaft verdickten Herzmuskelareals, und das Blut kann wieder ungehindert aus dem Herzen ausgeworfen werden
Bei der arteriellen Verschlusskrankheit handelt es sich um eine Manifestation der Arteriosklerose an den arteriellen Blutgefäßen des Körpers, welche zu Verengungen (Stenosen) und Verschlüssen der Gefäße und dadurch zu Durchblutungsstörungen führt. Sie tritt häufig im Bereich der Becken- und Beinarterien, der Nierenarterien und der Halsschlagader, aber auch im Bereich der Aorta, der Mesenterialarterien und anderen Gefäßbezirken in Erscheinung.
Auch hier können verenget und verschlossene Gefäße mittels Kathetertechnik eröffnet, geweitet und mit einer Gefäßstütze (Stent) versorgt werden.
Verengungen der Beinarterien führen typischerweise zu der so genannten „Schaufensterkrankheit“, bei welcher Schmerzen der Beine beim Gehen zu wiederholten Pausen zwingt. Neben medikamentösen, physiotherapeutischen und operativen Therapieoptionen hat die Aufdehnung von Gefäßverengungen durch Katheter einen festen Stellenwert in der Behandlung der Erkrankung.
Nierenarterienstenosen sind meist ebenfalls durch Arteriosklerose, seltener durch anlagebedingte Gefäßerkrankungen (fibromuskuläre Nierenarterienstenose) bedingt. Sie können zu einem durch Medikamente schwer behandelbarem Bluthochdruck oder zu einer Schädigung der Niere selbst führen. Die Erweiterung mit Ballon und Implantation einer Gefäßstütze bietet eine einfach durchführbare Therapieoption.
Kommt es durch Arteriosklerose zu einer Verengung der Halsschlagader, steigt mit zunehmender Enge das Risiko für einen Schlaganfall. Deshalb müssen hochgradige Stenosen beseitigt werden. Neben der operativen Therapie steht als etablierte Alternative eine katheterinterventionelle Therapiemöglichkeit zur Verfügung. Diese hat sich als sichere und im Ergebnis mit der Operation vergleichbare Methode erwiesen. Sie bietet jedoch den Vorteil, dass keine Operation und keine Vollnarkose notwendig sind.